Produktiver, flexibler, wirtschaftlicher: Mit der Boardmaster schafft HEIDELBERG im Flexodruck völlig neue Möglichkeiten. Das Prinzip des nahtlosen Jobwechsels ohne Downtime, gepaart mit höchster Automatisierung, hilft dabei nicht nur in technologischer Hinsicht, sondern auch beim Fachkräftemangel. Nun will das Boardmaster-Team um Felix Müller und Vorgänger Matthias Boog nachhaltig durchstarten.

Sechs tonnenschwere Papierrollen warten im Print Media Center in Wiesloch auf ihren Einsatz. Zusammen bieten sie 30 Kilometer Bedruckstoff. Kaum vorstellbar, dass die Boardmaster weniger als eine Stunde braucht, um diese Strecke zu verarbeiten. Doch sobald die Maschine losrauscht, verfliegen alle Zweifel – und das in 600 Metern pro Minute. Was aber noch mehr beeindruckt: Die Maschine kann nacheinander Faltschachteln für Teebeutel, Limonaden und andere Produkte drucken, ohne dass der Wechsel von einem Auftrag zum anderen für Unterbrechung sorgt.

Felix Müller, Leiter der Heidelberg Web Carton Converting GmbH

"Der modulare Aufbau des Systems ermöglicht, mit den Marktanforderungen zu wachsen und die Maschinenkonfiguration jeweils anzupassen."


Felix Müller, Leiter der Heidelberg Web Carton Converting GmbH

Felix Müller, Leiter der Heidelberg Web Carton Converting GmbH

Das Nonstop-Prinzip

Felix Müller, seit Januar 2024 Leiter der Heidelberg Web Carton Converting GmbH und damit verantwortlich für die Boardmaster und weitere in Weiden montierte Produkte, steht vor einem der Druckwerke und erklärt das charakteristische Nonstop-Prinzip: "Ein fliegender Auftragswechsel ist auch mit anderen Maschinen möglich – allerdings mit Bedienerinnen und Bedienern, die beim Anfahren alles manuell einstellen müssen. Makulatur ist dabei nahezu unvermeidlich. Die Boardmaster wechselt vollautomatisch in Sekundenbruchteilen von einem fehlerfreien Druck zu einem fehlerfreien Druck – und das mit wenigen Metern Abfall."

Dazu haben sich die Ingenieure einiges einfallen lassen: Sie verbauten in jedem Druckwerk zwei Druckeinheiten für das schnelle Wechseln. Die perfekten Voreinstellungen für den neuen Auftrag erledigt der Druckplattenscanner Intellimatch. Er tastet jede Druckplatte mit Kameras ab und sendet die Daten an die Maschine. Die Bedienerinnen und Bediener können sich auf andere Aufgaben konzentrieren.

Know-how weitergeben

Neben Felix Müller steht sein Vorgänger Matthias Boog. Seit er offiziell seinen Ruhestand bei HEIDELBERG angetreten hat, ist er für das Unternehmen beratend tätig. Die Jobübergabe zwischen den beiden verlief Boardmaster-typisch nahtlos, nur nahmen sich die Herren etwas mehr Zeit für den persönlichen Rollenwechsel. "Der Wissenstransfer ist unbezahlbar. Matthias Boog hat das Projekt mit dem Team in Weiden von Anfang bis Ende entwickelt und kennt die Industrie hervorragend", sagt Felix Müller.

Matthias Boog, ehemaliger Leiter der Heidelberg Web Carton Converting GmbH

"Wir brauchten eine Neuentwicklung, die vier Herausforderungen beantwortet: Kostendruck, Produktivität, Fachkräftemangel und Nachhaltigkeit."


Matthias Boog, ehemaliger Leiter der Heidelberg Web Carton Converting GmbH

Matthias Boog, ehemaliger Leiter der Heidelberg Web Carton Converting GmbH

Neue Wege in der Entwicklung

Seine Industriekenntnis nutzte Boog schon im Vorfeld der Entwicklung, als er und sein Team 2018 intensiv mit Druckereien, Verpackungsherstellern und anderen potenziellen Stakeholdern sprachen. Sie kamen zu dem Ergebnis: „Wir brauchten eine Neuentwicklung, die vier Herausforderungen beantwortet: Kostendruck, Produktivität, Fachkräftemangel und Nachhaltigkeit“, sagt Matthias Boog.

Um all dem mit einem schlauen Gesamtkonzept zu begegnen, setzte HEIDELBERG auf das Co-Creation-Verfahren, bei dem funktionsübergreifend alle Abteilungen involviert waren, so Boog. Fragen wie „"Ist die Maschine montagefreundlich?", "Was bedeutet das für den Einkauf?“ oder „Was sagt der Vertrieb?“ führten demnach immer wieder zu Optimierungen. "An bestimmten Meilensteinen gab es Realitätschecks mit Kunden und Interessenten aus den wichtigsten Märkten, darunter auch Indien, die USA, Europa und Dubai. Dann folgte die Montagearbeit in Weiden", resümiert Matthias Boog. 2022 war der Prototyp fertig, 2023 präsentierte HEIDELBERG die Maschine auf der Interpack. Die vollautomatische Linie, die derzeit in Wiesloch aufgebaut ist und Vorführzwecken dient, ist schon für einen US-Kunden bestimmt. Erste Prototypen in den USA laufen bereits, Kunden in Asien und Afrika haben bestellt.

Marktexperte Felix Müller, der im Januar 2024 Matthias Boogs Posten übernommen hat, kann sich in seinen 27 Jahren bei HEIDELBERG kaum an einen ähnlichen Prozess erinnern: „Was man in so kurzer Zeit auf die Beine gestellt hat, ist einzigartig.“ Über einen Nebenaspekt freut sich Müller, wenn er an das generelle Ringen um Nachwuchstalente denkt. „Die Tatsache, dass die Boardmaster-Mannschaft im Schnitt mit etwa 38 Jahren für Industriemaßstäbe sehr jung war, zeigt uns, dass wir mit innovativen Technologien auch den Nachwuchs begeistern können.“

Der Markt ist da

Mit dem Launch und den bereits verkauften Linien sei man voll im Plan, sagt Felix Müller. Und mit Blick auf die globalen Daten scheint die Boardmaster zum richtigen Zeitpunkt zu kommen, denn der weltweite Markt für Faltschachteln wächst – pro Jahr um geschätzte 2,3 Prozent. Auch der Anteil der Verpackungen, die im Flexodruck produziert werden, soll sich von 13,7 Prozent (2010) auf 15,2 Prozent (2027) vergrößern. Das ergeben Marktstudien der Institute PIRA, RISI und S&P Global Insights. Regional gesehen liegt laut Felix Müller unter anderem viel Potenzial in den USA, wo der Flexodruck verbreitet ist. "Gleichzeitig ist dort ein riesiger Markt im Bereich Lebensmittel und Getränke, in dem wir mit HEIDELBERG schon viel Erfahrung haben. Diese wollen wir jetzt für die Boardmaster nutzen", sagt Felix Müller.

Wie im Druckgeschäft üblich, ist die Frage nach idealen Nutzungsszenarios ein Rechenspiel der Auftragsgrößen. "Was wir bei der Entwicklung bedacht haben: Die Boardmaster ist keine Konkurrenz zu unseren Systemen im Bereich Sheetfed 106, sie ergänzt das Portfolio. Die Boardmaster hat Vorteile bei Jobs, die größere Formate und Volumen erfordern." Generell senke die Maschine vor allem Gesamtbetriebskosten in der hochvolumigen Produktion von Faltschachteln.

Enabler für nachhaltiges Drucken

Dort zeigt das Boardmaster-Konzept, wie Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit zusammengehen. Insbesondere internationale Markenkonzerne wollen qualitativ hochwertig und gleichzeitig nachhaltig drucken. Sie legen Wert auf die Recyclingfähigkeit ihres gesamten Verpackungsangebots. Kunststofftüten, in den bisher Süßwaren oder andere Lebensmittel verpackt waren, verschwinden nach und nach. Sie werden ersetzt durch faserbasierte Stoffe, also recycelfähige Papiere oder Kartons, wenn notwendig, entsprechend beschichtet. Insgesamt senken faserbasierte Bedruckstoffe den CO2-Verbrauch und ebnen den Weg zu einer Kreislaufwirtschaft. "Wir wollen technologisch ein Enabler für die nachhaltige Entwicklung im Verpackungsmarkt sein. Entsprechende Beschichtungswerke können modular jederzeit in die Maschine integriert werden. Zusammen mit unserer eigenen Trocknertechnologie machen sie den Einsatz von umweltverträglichen Barrierelacken möglich, auch auf Wasserbasis", erklärt Felix Müller.

Service aufbauen

Auf die Frage, was aktuell auf dem Plan stehe für die Boardmaster, zählt Felix Müller direkt drei Dinge auf: Softwareeinbindung, Service und Wartungsangebote. "Eine 24/7-Hotline gibt es schon. Aber das Thema wächst. Es gilt, unser weltweites Servicenetzwerk mit Know-how über die Boardmaster zu versorgen.“ Das geschieht zunächst in Märkten wie den USA, wo die meisten der verkauften Maschinen in Betrieb sind. Gleichzeitig optimieren wir weiterhin anhand realer Kundendaten: "Der Workflow der Bedienerinnen und Bediener in den verschiedenen Branchen und Ländern ist sehr unterschiedlich. Wir werden die Software immer wieder aktualisieren und die Maschine weiterentwickeln. Und das immer eng an den Anforderungen der Kunden ausgerichtet."

Wie funktioniert's?

Das Nonstop- Prinzip der Boardmaster

Die erste Inline-Druckmaschine mit null Stillstandzeiten beim Umrüsten bietet Non-StopProduktion mit fliegendem Auftragswechsel bei voller Geschwindigkeit.

Vollautomatisches Rüsten

Kameras analysieren die auf die Rollen gespannten Flexodruckplatten bis ins kleinste Detail. Algorithmen werten – unterstützt von künstlicher Intelligenz – die Daten aus.

Datentransfer mithilfe von KI

Alle Parameter werden an das betreffende Druckwerk der Boardmaster übermittelt. Dort stellt sich alles perfekt auf die neue Druckplatte ein, auch während der alte Job noch läuft. Scanner Flexodruckplatte Scanprozess

Fliegender Wechsel

Jedes Druckwerk (Print Deck) verfügt über zwei Druckeinheiten (Print Units): Während die eine Print Unit produziert, wird die zweite für den nächsten Druckauftrag eingerichtet.

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